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19-07-14 ein sportlicher Gott

Autor: caspar 13.07.2019

Denn mit dir kann ich Kriegsvolk zerschlagen und mit meinem Gott über Mauern springen. Psalm 18,30

Nichts geht über den Besuch eines afrikanischen Nationalparks. Die freie Wildbahn. Die Umkehrung des Zoo-Gedankens: freie Tiere und Menschen in Käfigen auf Rädern oder in abgezäunten, sicheren Camps. Eines Abends saß ich vor meinem Zelt in so einem Camp. In der Hand hielt ich ein Buch über Tiere, um mich auf den nächsten Tag vorzubereiten. Ich las: Ein Löwe kann zweieinhalb Meter hoch springen. Dann schaute ich den Zaun an, der uns umgab. Der war nicht einmal einen Meter fünfzig hoch. Es ist erstaunlich, wie flüchtig das Gefühl von Sicherheit sein kann! Später erfuhr ich, warum der Löwe (oder ein anderes Tier) nicht über den Zaun springt: Er weiß nicht, wie hoch dieser ist. Er sieht nur Zaun. Diese Grenze akzeptiert er.

Eine treffliche Metapher für den Glauben. Es hört sich gut an, was David da dichtet: „mit Gott über Mauern springen". Grundsätzlich stimmt das. Ich bin aber eher der Typ, der wissen will: Um welche Art von Mauer handelt es sich? Material? Dicke? Höhe? Statik? Ich schaue also auf die Mauer wie der Löwe durch den Zaun. Ich sehe Grenzen, wo Gott Möglichkeiten sieht, sage Nein, wo er Ja sagt, und fühle mich schlau, darüber zu predigen, wie man seine Grenzen einhält.

Im Text geht es aber nicht um die Mauer, sondern um Gott, um ein Miteinander. Ein Beispiel: Am letzten Wochenende fiel mir bei einer besonderen Feier erst auf der Kanzel auf, dass ich kein Manuskript dabei hatte (die Tücke der Routine). Und wieder durfte ich erleben, dass Gott aus meiner Grenze einen Sprung machte und ich eine Predigt von mir hörte, die deutlich besser war als mein Manuskript (oder meine Routine). Als Methode funktioniert das wahrscheinlich nicht. Als Erfahrung der Grenze und des gemeinsamen Sprungs ermutigt es aber, die Zusammenarbeit mit Gott auf andere Alltagsfelder und Baustellen auszudehnen: Familie, Schule, Partnerschaft, Gemeinde.

Interessant ist auch, welcher Gedanke in Davids Text folgt: „Gottes Weg ist vollkommen." Es geht um Gottes Weg, nicht meinen. Das ist es, was ich mir heute klarmachen will. Meine Wege sollen sein Weg sein. Darum bete ich, dass Gott mir hilft, nicht wie der Löwe zu sein – obwohl ich damals ganz froh war, dass der Löwe so und nicht anders gemacht ist. Der kann eben keine Psalmen lesen ...

Dennis Meier.

© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung

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