25-08-03 Tust du, was du hörst?
Wer Gottes Botschaft nur hört, sie aber nicht in die Tat umsetzt, dem geht es wie einem Mann, der in den Spiegel schaut. Er betrachtet sich, geht wieder weg und hat auch schon vergessen, wie er aussieht. Jakobus 1,23-24 (Hoffnung für alle)
Wozu brauchen wir Spiegel? Sie ermöglichen uns Einsichten und Erkenntnisse, die wir ohne sie nicht hätten. Ohne einen Spiegel kann ich nie mein Gesicht sehen. Ohne Spiegel können Ärzte viele Krankheiten des Patienten nicht erkennen. Autofahrer müssen laut Gesetz mindestens zwei Spiegel am Fahrzeug haben, damit sie andere nicht gefährden.
In unserem Andachtstext geht es darum, im Spiegel des Wortes Gottes die eigenen Fehler zu erkennen. Da genügt es nicht, nur flüchtig hineinzuschauen und im nächsten Augenblick zu vergessen, was der Spiegel mir gezeigt hat.
Es gibt auch Missbrauch im persönlichen Umgang mit diesem Spiegel. Wenn ich ihn schräg halte, sehe ich meinen Mitmenschen und kann sogar den Splitter in seinem Auge erkennen, ohne meinen Balken zu sehen (vgl. Mt 7,3).
In dem Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner wird gleich zweierlei Missbrauch des Spiegels deutlich: Der Pharisäer weist in seinem Gebet nicht nur auf die schlimmen Fehler seines Nächsten hin, sondern brüstet sich dadurch zugleich mit seiner Treue zum Gesetz: „Ich danke dir Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.“ (Lk 18,11-12)
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“, fragte die Königin im Märchen „Schneewittchen“ mit der Erwartung der Bestätigung, selbst die Schönste zu sein.
Die notwendige Erkenntnis über mich selbst kann ich nicht dadurch erreichen, dass ich mich mit anderen vergleiche, sondern indem ich mir im Spiegel der Heiligen Schrift vom Geist Gottes zeigen lasse, was in meinem eigenen Leben noch der Reinigung bedarf.
Herr, hilf mir auch heute zum rechten Umgang mit deinem Wort, zum rechten Hören und rechten Tun.
Joachim Hildebrandt
© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung
Die hier wiedergegebene Andacht ist aus dem Andachtsbuch des Advent-Verlag Lüneburg entnommen. Die folgenden Links führen zu verschiedenen Versionen des aktuellen Andachtsbuchs: als Buch, als PDF.