25-09-21 Habe Mut!
So spricht der Herr, der Gott Israels: „Ich habe dich zum König über Israel gesalbt ... Warum hast du meine Gebote missachtet und getan, was mir missfällt? Du hast den Hetiter Urija auf dem Gewissen, durch das Schwert der Ammoniter hast du ihn umbringen lassen und dann hast du dir seine Frau genommen.“ 2. Samuel 12,7.9 (Gute Nachricht Bibel)
Im Mai 2014 hat ein Saudi-Arabisches Berufungsgericht in Dschidda den Blogger Raif Badawi zu zehn Jahren Gefängnis, 1000 Peitschenhieben und einer Geldstrafe von umgerechnet 200.000 Euro verurteilt. Badawis Vergehen: Er hatte im Internet eine Debatte über das Verhältnis von Politik und Religion in Saudi-Arabien angestoßen und 2008 das Forum „Freie Saudische Liberale“ gegründet (laut Spiegel Online, 8.5.2014).
Es ist gefährlich, wenn man es wagt, in Diktaturen eine abweichende Meinung zu vertreten und das Regime oder die Religion zu kritisieren. Der Prophet Nathan setzte sich diesem hohen Risiko aus, als er mit der Botschaft aus unserem Andachtswort, die Gott ihm offenbart hatte, zu König David ging. Wie würde David reagieren? Würde er seine Sünden leugnen und den Propheten töten oder ins Gefängnis werfen lassen?
Kritik äußern, Missstände ansprechen, Tabus brechen und darüber reden ist schwierig, besonders wenn man in einer Gruppe, der Kirchengemeinde oder Familie allein dasteht. Häufig wird man als Nestbeschmutzer gesehen und ist dem Vorwurf ausgesetzt, die schöne, heile Welt zu zerstören.
Allerdings, wenn diese Kritik berechtigt, ernst gemeint und aufrichtig ist, dann weist sie „auf Leiden hin, die niemand zu sehen scheint“. Klaus Mertes nennt solches Handeln in seinem gleichnamigen Buch (2009) „Widerspruch aus Loyalität“, und das „ist ein Dienst an jeder Gemeinschaft, die lebendig bleiben will“. Weiter schreibt er: „Kritik fügt Schmerzen zu. Aber es ist unvermeidlich, die bittere Pille zu reichen, wenn der Patient gesund werden soll.“
König David beschloss, sich der unangenehmen Wahrheit zu stellen: „Ich bekenne mich schuldig vor dem Herrn!“ (V. 13 GNB) Und er musste die Folgen seines Handelns schmerzlich tragen (V. 18). Aber nur durch diese Entscheidung konnte er weiterhin der Mann sein, den Gott gebrauchte.
Seien wir mutig, äußern wir Widerspruch, wenn es notwendig erscheint, und stellen wir uns der Kritik, wenn sie uns betrifft.
Roland Nickel
© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung
Die hier wiedergegebene Andacht ist aus dem Andachtsbuch des Advent-Verlag Lüneburg entnommen. Die folgenden Links führen zu verschiedenen Versionen des aktuellen Andachtsbuchs: als Buch, als PDF.