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22-06-05 wohin der Geist weht

Autor: caspar 05.06.2022

Hamburger Hafen

Der Wind weht, wo er will. Du hörst ihn zwar, aber du kannst nicht sagen, woher er kommt oder wohin er geht. So kannst du auch nicht erklären, wie die Menschen aus dem Geist geboren werden. Johannes 3,8 (Neues Leben Bibel)

Wind ist mein Metier. Ich lebe an der Küste, und wenn wir hier eines im Überfluss haben, dann ist das Wind. Eine Sturmwarnung bringt hier kaum einen aus der Fassung. Möwen lachen bei Windstärke drei und hören damit bei einem Orkan auch nicht auf. Die Sache mit dem Wind fiel Jesus mitten in der Nacht ein. Nikodemus, ein Pharisäer und anerkanntes Mitglied des Hohen Rates, schlich sich heimlich zu ihm. Ich stelle mir vor, wie er Jesus aus dem Schlaf holte. Er konnte nicht mehr anders; er hatte das dringende Verlangen, diesem Wanderprediger persönlich zu begegnen. In aller Öffentlichkeit wollte er das allerdings nicht tun, denn Jesus hatte kurz zuvor davon geredet, den Tempel abreißen und in drei Tagen wieder aufbauen zu wollen. Mit vom Wind zerzausten Haaren muss der ehrwürdige Nikodemus vor ihm gestanden haben. „Wenn du in Gottes neue Welt möchtest, musst du dich verändern", sagte Jesus zu ihm. Der Pharisäer wollte eine einfache, strukturierte klare Richtung von Jesus, aber der redete über den Wind, der ebenso wenig fassbar ist wie Gott. Hast du schon einmal versucht, Wind einzufangen, ihn zu zähmen? Es geht nicht. Wind ist einfach da und kann gegen mich oder für mich sein. Aus Gottes Geist zu leben heißt demnach, zu akzeptieren, dass Gott anders ist, als ich mir das vorstelle oder wünsche. Er ist ein unkontrollierbarer Gott, der nicht an die Leine unseres Glaubens gelegt werden kann. Wir verschanzen uns oft hinter einem Windschutz, wenn der Wind gerade zu stark weht oder aus der falschen Richtung kommt, doch Gottes Geist kommt nie aus der falschen Richtung, von Zeit zu Zeit überrascht oder irritiert er uns sogar. Wer sich ihm öffnet und aus der Deckung hervorkommt, läuft auch Gefahr, Sand in die Augen zu bekommen. Doch ich möchte es wagen, den Wind spüren und mich von ihm tragen lassen. Gott wird mich an Orte und zu Menschen führen, an die ich mich sonst nicht herantraue. Nikodemus ließ sich vom Geist verändern und war später einer der wenigen, die sich für Jesus aussprachen. Also, Windstärke 12? Ab nach draußen!

Sebastian Gelke

© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung 

Bibellese:
Morgens: 2. Chronik 28–29
Abends: Johannes 17

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