25-12-28 Nutze die Zeit zur Versöhnung
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Dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden. Lukas 15,32
Als im Dezember 2004 der verheerende Tsunami über die indonesische Provinz Aceh hereinbrach, verloren die Eltern der vierjährigen Jannah und des siebenjährigen Arif ihre Kinder aus den Augen, als sie von den meterhohen Wellen mitgerissen wurden. Alles, was ihnen blieb, waren Erinnerungen und die vage Hoffnung, dass ihre Kinder noch am Leben sein könnten. Fast zehn Jahre später sah ein Onkel der Familie zufällig ein Mädchen, das seiner verschollenen Nichte ähnelte. Die Mutter erkannte ihre Tochter sofort wieder. „Es ist ein Wunder Gottes“, bekannte sie. Eine ältere Frau aus der Nachbarprovinz hatte die Vierjährige bei sich aufgenommen und großgezogen.
Jannah erzählte, dass sie mit ihrem Bruder auf der Inselgruppe Banyak gestrandet war, 40 Kilometer von der Küste entfernt. Daraufhin suchten die Eltern dort auch nach ihrem Sohn - und fanden ihn in einem Dorf! Er hatte jahrelang auf der Straße gelebt. Die Bewohner des Hauses, vor dem er schlief, sahen das Foto des inzwischen 17-Jährigen im Fernsehen, mit dem seine Eltern nach ihm suchten, und informierten sie.
Die Freude der Eltern, ihre beiden Kinder nach so langer Zeit wieder in die Arme schließen zu können, kann vielleicht nur erahnen, wer selbst Kinder hat und zwischen Hoffen und Bangen hin- und hergerissen ist. Ein Happy End - dazu noch ein doppeltes wie im Fall der Familie Rangkuti - ist längst nicht allen vergönnt.
In einem seiner Gleichnisse erzählte auch Jesus von einem Vater, der einen verlorenen, totgeglaubten Sohn Jahre später wiederbekommt. Damit wollte er zeigen, welche Freude bei Gott, ja im ganzen Himmel herrscht, wenn auch nur ein Mensch zu Gott umkehrt oder sich von ihm wiederfinden lässt (Lukas 15).
Darüber hinaus macht diese Geschichte deutlich, was es bedeutet, wenn Menschen fern vom Vaterhaus Gottes leben: Sie sind verlorengegangen und quasi tot. „Auch ihr wart früher tot aufgrund eurer Sünden“, schreibt Paulus an die Christen in Ephesus, aber jetzt „gehört ihr zu den Gläubigen, zu Gottes Familie“ (Eph 2,1.19 NLB). Auch das ist „ein Wunder Gottes“, das uns staunen lässt.
Dass sich nicht jeder von Herzen mitfreuen kann, wenn verlorene „Brüder“ oder „Schwestern“ wieder auftauchen, zeigt der ältere Bruder im Gleichnis. Doch der Vater wirbt auch um ihn. Er möchte alle an seinem Freudenfest teilhaben lassen!
Rolf J. Pöhler
© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung
Die hier wiedergegebene Andacht ist aus dem Andachtsbuch des Advent-Verlag Lüneburg entnommen. Die folgenden Links führen zu verschiedenen Versionen des aktuellen Andachtsbuchs: als Buch, als PDF.
